Freitag, 24. April 2015
Arbeit gefunden, Schwedisch lernen, Disko, Abschied...
... ein Lied, was Kinder in der Schule häufig im Englischunterricht lernen fällt mir zu den letzten Wochen spontan ein : The wheels on the bus go round and round , round and round....

Ja round and round passt gut.
Was geschah in den letzten Wochen?
Meinen Mann habe ich endlich in einem Schwedischkurs unterbringen können. Der Studieförbundet Vuxenskola bot einen Kurs "Svenska mitt nytt språk" an. Auch wenn der Kurs schon gestartet war, er konnte noch einsteigen.. nur mit Samordningsnummer. jippie.. Sein Schwedisch kommt nun in gang!
Gleichzeitig liefen etliche Vorstellungsgespräche und Rekruteringstreffen... die Arbeitgeber gaben sich stets angetan, meldeten sich aber nicht. Letzte Woche Freitag hatte mein Mann dann ganz atok 2 Jobangebote. Die Wahl lag zwischen A :einem großen Industrieunternehmen, über eine namenhafte Zeitarbeitsfirma mit gutem Ruf, recht guter Bezahlung und sehr ungünstigen Schichtzeiten... befristet. Und B einer frisch gegründeten Dachreinigungsfirma unter dem Dach einer größeren Franchisekette, mit geringerem Lohn, geregelten Arbeitszeiten und der Aussicht auf eine unbefristete Stelle. Mein Mann entschied sich aufgrund des besseren Bauchgefühls und der familienfreundlicheren Arbeitszeiten für die kleine abwechslungsreiche Firma mit dem eher mäßigen Lohn. Dieser recht geringe Lohn entspricht immerhin dem eines in Deutschland ausgebildeten Holzhandwerkers. Kurs gesagt, nach der ungnstigen Situation in Deutschland ist das schon ganz gut.

Zur selben Zeit feierten wir einen Abschied, da meine liebe Mitkommilitonin die Heimreise antrat.. allerdings kommt sie wieder und wir werden uns noch vor unserer Abreise kurz sehen :)

Nun geht wieder das Behördenchaos los, mein Mann wird in der Sozialversicherung abgemeldet, da er sich ja sonst freiwillig versichern müsste. Also brauche ich eine eigene Verischerung für mich.. aber wie es genau funktioniert hier undwann und wie mein mann dann nun ab Mai in der nationalen Krankenversicherung ist, das hab ich noch nicht verstanden.. und meine Kollegen arbeiten bei dieser Versicherung!! In Schweden ist nunmal jeder mit Personnummer und Wohnort versichert. Basta.. wie das nun ist, wenn man gar nicht voll gemeldet ist... eben nur diese olle samordningsnummer hat.. das kann mir irgendwie keine sagen. Nun ist ja auch Wochenende und ich werde mich Montag an die Klärung des Sachverhaltes begeben. Die deutsche Botschaft in Stockholm hat das Telefon ignoriert.. und so warte ich einfach bis Montag.. wie man sagt man hier : Det löser sig.

Inzwischen integrieren sich die Kinder immer mehr, unser Sohn bestreitet ab nächsten Monat 4 Fußballspiele und ja... das geht auch ohne Personnummer.
Auch die anderen Eltern tauen mehr und mehr auf und suchen mutig nun auch von sich aus mal Kontakt.. zum Teil haben sie mich dabei wirklich überrascht. Heute war wieder Schuldisco und meine Kinder wünschen sich nun Kleid und weißes Hemd.. zum tanzen...ok!!

Was mein Praktikum angeht so gibt es immer wieder auf und abs. Ich darf ich unglaublich viele ´Bereiche hineinschnuppern und bin sehr frei in der Ausgestaltung meiner Zeit, jedoch habe ich nun alles, was ich wissen möchte gelernt. Nun scharre ich mit den Hufen, um etwas praktisches anweden zu können. Das versteht meine direkte Anleitung nicht, jedoch habe ich 2 unterschiedliche Ansprechpartner und der zweite im Boot kann mein Anliegen verstehen. Die Ausgangssituationen als Arbeitsplats waren eher ungünstig. So habe ich keinen Arbeitsplats, sondern sitze im Besuchersessel mit einem sporadisch geliehenen LAptop auf den Knien. Zugang zum Dokumentationsprogramm habe ich auch nicht. Da es bei meinem Praktikum aber um die Umsetzung der nationalen Richtlinie zur Verbesserung der Behördenübergreifenden Zusammenarbeit zur Verbesserung der Rehabilitationsmöglichkeiten von psychisch Erkrankten geht... ui.. was nen langer Satz... so kann ich bei sehr vielen Einrichten ankopfen, Infos einholen etc. Recht neu in Schweden ist die Verbreitung von NPO´s (für die Sozialarbeiter unter uns) und im Koordinationsteam hat man der deutschen Studentin da sehr viel Gehör geschenkt. Nachdem hier gerade das Wissen der Führungsstruktur einer NPO und die Aufteilung in den dritten Sektor einer NGO verbreitet wird, konnte ich dies bereits vorweisen, und dank meines ehrenamtlichen Engagements auch noch mit Praxiserfahrung punkten... ;) jippiieh...
An diesem Weg werde ich nun noch ein bischen weiter feilen, meine Hauptthema für den P2-Bericht steht und langsam filtert sich auch eine Richtung zur Bachelorarbeit raus...... ja... gebracht hat mir das Praktikum schon jetzt unglaublich viel!!!

Also bis dann.. vi ses!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 9. April 2015
Andere Länder, andere Sitten...
So merkwürdig das klingen mag, denkt an doch daran, dass Schweden und Deutschland sich eigentlich sehr ähnlich sind..
Die kulturellen Unterschiede sind gross. Während man in Deutschland erstmal immer skeptisch an alles neue geht und wir den Behörden in Deutschland wenig Vertrauen schenken, so komisch mag das Vertrauen der Bürger in ihren Staat hier wirken.
Ein Beispiel : Es gibt in Schweden ein ähnliches System wie das Hartz 4 System in Deutschland. Auch hier muss man vorher alles Vermögen einsetzen, um sich selbst zu versorgen. Anschliessend kann man finanzielle Unterstützung vom Staat erwarten.
Hier gibt es zwar Auch Höchstsätze für Mieten, die das Amt übernimmt und die Wohnung darf selbstverständlich auch kein Palats sein : Aber man schaut hier individuell nach, ist die Wohnung passend und geeignet, genügend Platz und bezahlbare Miete?
Dann zahlt das Amt auch die Miete... genauso verhält es sich mit Arzneimitteln, Zuzahlungen et cpp...

Die Rechnung sieht z.B. wie folgt aus :

Einkommen
Lohn : 0,-
Krankengeld : 800,-

Ausgaben
Arzneimittel : 40,- mit Beleg
Miete : 600,- mit Beleg
Strom und Nebenkosten : 200,- mit Beleg
Zuzahlung Arzt : 15,- mit Beleg

Also rechnet man : 800 - 40-600-200-15 = -55

Also guckt der schwedische Sachbearbeiter auf dem Konto nac, kontrolliert die Angaben und zahlt 55 € auf das Konto... so dass dies ausgeglichen ist.
Findet der Sachbearbeiter Schulden, so veranlasst er eine Schuldenregulierung.
Zusätzlich gibt es noch den normalen Hartz 4 Satz pro Person für Lebensmittel und perönlichen Bedarf. Der ist klar geregelt.
Das System ist sehr individuell und hat bei mir als erstes das Wort willkür ausgelöst.
Jedoch ist es ein sehr schlüssiges System, was sich individuell nach den Personen richtet.
Dazu muss man sagen, dass es in Schweden praktisch keinen Datenschutz gibt. Mit der Personennummer, die ja überall gebracuht wird, kann wirklich so ziemlich jeder in die finanielle Situation des Gegenüber blicken. Sich zu verschulden ist da nicht sooo einfach.

Natürlich guckt der Sachbearbeiter auch nach, wie viel man vorher verdient hat.... es gibt für alles Höchstsätze!
Arbeitslosengeld sind 80 % des letzten Lohnes, aber maximal *** Kronen, das ist meist deutlich niedriger als der letzte Lohn.
So geht man also davon aus, dass jeder Schwede, der arbeitet und über dem erfühlten Minimallohn liegt, sich selbst Reserven anlegt, um Zeiten der Arbeitslosigkeit oder Krankheit überbrücken zu können.

Einfach eine ganz andere Sozialisierung und Kultur an dieser Stelle.

Besonder konnte ich das merken, als ich in der Socialverwaltung bei der Hartz 4 Abteilung hospitiert habe und die Sachbearbeiterin wie selbstverständlich auf das Konto der Klientin zugriff.
Mit meiner deutschen Mentalität wusste ich garnicht, wo ich hinschauen sollte, denn die Herausgabe solcher Daten ist in Deutschland schwer vorstellbar.

Ich habe das Gefühl, die Schweden gehen eben einfach davon aus, dass der Staat nur das Beste für sie will. Arbeit und eine eigene Versorgung.
In Deutschland herrscht mehr das Gefühl, dass der Staat unser Feind ist und uns nicht gut gesinnst ist. Man sehe sich nur das Image des Jugendamtes an...

Ja... so gibt es hier Unterschiede.... für meinen Beruf sehr grosse Unterscheide... die ich auch irgendwie erstmal begreifen musste.
Vertrauen in das staatliche Handeln.....

In diesem Sinne...
Vi ses

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 3. April 2015
Ostern in Schweden...
Es ist 8 Uhr, der strahlend blaue Himmel wird nur selten von weißen Wattewolken unterbrochen, die Sonne scheint und aus dem Radio dröhnt "Waterloo". Der Schwede würde diesen Karfreitag vermutlich als perfekten Ferienbeginn bezeichnen!
Ja.. und auch unsere Laune steigt.
Gestern abend noch waren wir mit unseren Kindern zum "Godis"schnorren unterwegs. In Schweden sind nämlich an Gründonnerstag die Osterhexen unterwegs. Mit roten Wangen und Sommersprossen reiten sie auf ihrem Besen zum Blåkulla (dem Blocksberg) zum festlichen Mahl. Auf dem Weg dorthin brauchen sie Wegverpflegung, damit sie nicht kraftlos vom Besen fallen.
Dafür bereiten die Kinder an den Tagen vor Ostern kleine selbstgemalte Bilder vor, mit denen sie dann am Gründonnerstag von Tür zu Tür gehen und um Godis (Süßkram) betteln. Als Bezahlung erhalten die Nachbarn selbstgemalte Bilder.

Nun wohnen wir ja hier in einem Sommerhausgebiet und waren die meiste Zeit allein in der Straße. Doch seit einigen Tagen reisen immer mehr Sommerhausbesitzer an, wenn diese auch in der Regel schwedische Pensionäre sind.
Ich war der Meinung, das sei eine geeignete Gelegenheit die Nachbarn kennen zu lernen und so zogen wir alle 4 gestern los. Und das kann ich nur empfehlen, es war ein netter Abend. Wir haben viele unserer Nachbarn kennengelernt, haben überall erklären müssen, wer wir sind und warum wir hier sind. Alle Nachban waren sehr freundlich und aufgeschlossen und die Kinder gingen mit voller Tüte heim.
So haben wir das erste Eis gebrochen und die Nachbarn haben uns auch ein wenig kennengelernt.
Heute morgen wurde ich dann auch aus den Fenstern gegrüßt, als ich die morgendliche Runde mit dem Hund drehte. Auch aus der Nachbarstrasse wurde ich heute morgen neugierig angesprochen und über die Hunde kam man in ein kurzes Gespräch.

Es dauert, bis sich die Schweden öffnen, aber begegnet man ihnen in ihrer Sprache sind sie aufgeschlossen, freundlich und neugierig.

Nun ist unser Kühlschrank rappelvoll, denn wie alle Schweden haben wir versucht über Ostern die Läden leer zukaufen.. warum auch immer, denn an den Feiertagen haben alle Geschäfte geöffnet. Naja, man macht das hier so. Die Lachssaisong hat begonnen, und so haben wir hier nun 1,2 kg Lachsfilet liegen....mhhhh..

Also, bis dahin erstmal, Glad Påsk er alla (Frohe Ostern!!)
Vi ses.

... link (0 Kommentare)   ... comment