Donnerstag, 9. April 2015
Andere Länder, andere Sitten...
So merkwürdig das klingen mag, denkt an doch daran, dass Schweden und Deutschland sich eigentlich sehr ähnlich sind..
Die kulturellen Unterschiede sind gross. Während man in Deutschland erstmal immer skeptisch an alles neue geht und wir den Behörden in Deutschland wenig Vertrauen schenken, so komisch mag das Vertrauen der Bürger in ihren Staat hier wirken.
Ein Beispiel : Es gibt in Schweden ein ähnliches System wie das Hartz 4 System in Deutschland. Auch hier muss man vorher alles Vermögen einsetzen, um sich selbst zu versorgen. Anschliessend kann man finanzielle Unterstützung vom Staat erwarten.
Hier gibt es zwar Auch Höchstsätze für Mieten, die das Amt übernimmt und die Wohnung darf selbstverständlich auch kein Palats sein : Aber man schaut hier individuell nach, ist die Wohnung passend und geeignet, genügend Platz und bezahlbare Miete?
Dann zahlt das Amt auch die Miete... genauso verhält es sich mit Arzneimitteln, Zuzahlungen et cpp...

Die Rechnung sieht z.B. wie folgt aus :

Einkommen
Lohn : 0,-
Krankengeld : 800,-

Ausgaben
Arzneimittel : 40,- mit Beleg
Miete : 600,- mit Beleg
Strom und Nebenkosten : 200,- mit Beleg
Zuzahlung Arzt : 15,- mit Beleg

Also rechnet man : 800 - 40-600-200-15 = -55

Also guckt der schwedische Sachbearbeiter auf dem Konto nac, kontrolliert die Angaben und zahlt 55 € auf das Konto... so dass dies ausgeglichen ist.
Findet der Sachbearbeiter Schulden, so veranlasst er eine Schuldenregulierung.
Zusätzlich gibt es noch den normalen Hartz 4 Satz pro Person für Lebensmittel und perönlichen Bedarf. Der ist klar geregelt.
Das System ist sehr individuell und hat bei mir als erstes das Wort willkür ausgelöst.
Jedoch ist es ein sehr schlüssiges System, was sich individuell nach den Personen richtet.
Dazu muss man sagen, dass es in Schweden praktisch keinen Datenschutz gibt. Mit der Personennummer, die ja überall gebracuht wird, kann wirklich so ziemlich jeder in die finanielle Situation des Gegenüber blicken. Sich zu verschulden ist da nicht sooo einfach.

Natürlich guckt der Sachbearbeiter auch nach, wie viel man vorher verdient hat.... es gibt für alles Höchstsätze!
Arbeitslosengeld sind 80 % des letzten Lohnes, aber maximal *** Kronen, das ist meist deutlich niedriger als der letzte Lohn.
So geht man also davon aus, dass jeder Schwede, der arbeitet und über dem erfühlten Minimallohn liegt, sich selbst Reserven anlegt, um Zeiten der Arbeitslosigkeit oder Krankheit überbrücken zu können.

Einfach eine ganz andere Sozialisierung und Kultur an dieser Stelle.

Besonder konnte ich das merken, als ich in der Socialverwaltung bei der Hartz 4 Abteilung hospitiert habe und die Sachbearbeiterin wie selbstverständlich auf das Konto der Klientin zugriff.
Mit meiner deutschen Mentalität wusste ich garnicht, wo ich hinschauen sollte, denn die Herausgabe solcher Daten ist in Deutschland schwer vorstellbar.

Ich habe das Gefühl, die Schweden gehen eben einfach davon aus, dass der Staat nur das Beste für sie will. Arbeit und eine eigene Versorgung.
In Deutschland herrscht mehr das Gefühl, dass der Staat unser Feind ist und uns nicht gut gesinnst ist. Man sehe sich nur das Image des Jugendamtes an...

Ja... so gibt es hier Unterschiede.... für meinen Beruf sehr grosse Unterscheide... die ich auch irgendwie erstmal begreifen musste.
Vertrauen in das staatliche Handeln.....

In diesem Sinne...
Vi ses

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