Donnerstag, 12. Februar 2015
Die erste Woche geht zuende
Soo...nachdem nun die erste Woche heute zu Ende geht, gibt es so viel zu berichten, dass ich nicht genau weiß wo ich anfangen soll.
Mein erster Arbeitstag verlief.. naja.. wie so viele Tage bisher auch : "Hejhej... välkommna" .. Das ist Tanja.. . sie kommt aus Deutschland, studiert in Deutschland im Socionomprogrammet und macht hier nun 16 Wochen ein Praktikum. .... Hej hej.. prata du svenska?
So ungefähr verlief mein erster Tag. Mir wurde das Team vorgestellt, ich durfte an einem Teammeeting teilnehmen und zum Mittag war mein Kopf soo voll, dass ich nach Hause durfte... Nicht ohne vorher noch einen schwedischen "Fika" einzunehmen. Ja... ich war gewarnt worden.. Fika ist die klassische schwedische Kaffeepause, die eigentlich zu jeder Zeit eingenommen wird. Ein Ablehnen wird als unfreundlich wahrgenommen.
Am nächsten Tag fand wieder ein Meeting statt, diesmal verstand ich auch schon deutlich mehr. Das Projekt IPS befindet sich seit Januar 2014 in einer Projektphase, hierfür wurden von verschiedenen Behörden Mitarbeiter frei gestellt und arbeiten nun gemeinsam bis Ende 2015 an dem Projekt. Es wird jedoch mit dem klassischen supportet Employment gemischt. Dazu muß man erklären, dass es in Schweden noch recht neu ist, die Klientenperpektive einzunehmen.. alles was gemacht wird, wird in Abstimmung mit dem Erkrankten gemacht. Das ist soo neu hier, dass es mich zum Teil erschrocken hat. Es fällt einigen Kollegen sichtlich schwer, sich darauf einzulassen.
Zur Zeit geht es in der Teamkoordination, in der ich auch mitwirken darf, um die Punkte der zukünftigen Finanzierung und Prozeßsteuerung. Arbeitsprozesse werden entwickelt und Kommunkationsstrukturen unter den Behörden ausgebaut. Ausserdem sollen nun Statistiken breit gefächert geführt werden, um den Erfolg aufzuzeigen. Das mag aus deutscher Sicht etwas merkwürdig klingen, da bei uns meist neben dem Projekt schon ein genauer Handlungsablauf und eine genaue Zielvorgabe mit Erfolgskontrolle und Evaluation steht..noch bevor ein Projekt angegangen wird. Das ist in Skandinavien nicht immer der Fall und kommt auch eher aus der Wirtschaft.

Im Haus, in dem ich arbeite befindet sich auch ein offenes Kafee für Menschen mit psychsicher Beeinträchtigung oder Abhängigkeitsproblemen. Auch diesem Bereich bin ich untergeordnet, so dass ich dort auch mein Projekt im Projekt ausführen werde. Man sprach mich direkt an, ob ich nicht einen Deutschkurs anbieten könne. Dazu werde ich in verkürzter Form das Konzept "Deutsch für Asylsuchende in Bayern" anwenden, da dies nicht auf grammatische Regeln, sondern auf den Sprachgebrauch ausgerichtet ist.

Gestern bat man mich auch evtl einen Fotokurs anzubieten... ganz nach Sozialarbeiterischem Fachhandeln schlug ich einen Kurs mit der Thematik "So sehe ich mich und so denke ich, dass mich andere sehen- so möchte ich gern gesehen werden" vor. Meine Praxisanleitung war regelrecht entzückt und wir werden nächste oder übernächste Woche das näher besprechen.

Anonsten kann ich sagen, dass ich immer mehr schwedisch verstehe, allerdings ab Mittag mich nicht mehr auf meine eigene Sprache konzentrieren kann.. ab ca Mittag sprechen wir immer mehr Mix aus Englisch und Schwedisch.

Was gibt es sonst dazu zu sagen....

Auch in Schweden dominieren die Frauen das Arbeitsfeld, jedoch wird nur selten und kurz über die eigenen Kinder gesprochen. Kindererziehung und Haushalt sind hier nunal absolut gleichberechtigt und es kommt in diesen studierten Arbeitsfeldern auch häufig vor, dass die Frau mehr verdient als ihr Mann. (Die Ehekombi Frau im Büro, Mann im Handwerk scheint weit verbreitet zu sein). Es ist in Schweden kein Probleme die Karriereleiter etwas höher zu gehen, obwohl man Kinder hat und schon an der Schule sieht man, dass viele der Kinder von ihren Vätern abgeholt werden.
"Min Pappa hemta mig"... mein Papa holt mich ab, ist hier ein sehr häufig gehörter Satz.

Und mein Mann.. ich finde er macht persönlich sooo viele Fortschritte.. er schaut mit Genuss mit den Kindern Kinderstunde, er hört ihnen zu, erledigt alle Aufgabe, die mit der Schule zu tun haben.... Er kümmert sich um Essen und den Haushalt.... solang er noch ohne Arbeit ist. Das ist auch für mich sehr ungewohnt, aber wirklich toll zu sehen! Bisher hat mein Mann auch viel im Haushalt und bei den Kindern mit angepackt... aber der Hauptteil der Verantwortung lag doch irgendwie bei mir. Das neue Rollenverständnis ist ungewohnt aber es fühlt sich gut an!

Soo.. nun steht das Wochenende bevor und wir werden es genießen!!
So... vie ses!!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 27. Januar 2015
..für die Sozialarbeiter und alle, die es interessiert!
Nachdem ich bisher Mailkontakte ausschließlich in Englisch geführt habe, bin ich mit meiner direkten Praxisanleitung inzwischen auf Schwedisch übergangen. Fachwörter muß ich zwar nachschauen, aber den groben Umfang der Emails verstehe ich ohne größere Probleme.
Nächsten Freitag treffe ich mich morgens kurz an meinem Arbeitsplatz zum "beschnuppern" und daraufhin den Montag geht es dann los...

Um die Praktikumsstelle zu finden, habe ich mehrere Gemeinden und Städte in Schweden per Mail und per Telefon angeschrieben/angesprochen... das lief natürlich auf Englisch. Das erste Angebot kam dann aus Lappland, jedoch wäre dort die Beschulung unserer Kinder ein Problem gewesen. Das zweite Angebot war dann auch das endgültige. Als Tipp für "Nachmacher"... schreibt in die Emails möglichst genau, wo und als was ihr euer Praktikum machen wollt! Unser Studiengang nennt sich in Schweden "Socionom" und ist mit 210 hp (credits) etwas umfangreicher als unser B.A. mit seinen 180 CP.

Ich werde auf meiner Praktikumsstelle das System nach IPS (Individuel Placement and Support) ausprobieren. Hier ist es unter Supported Employment bekannter und wird nur selten durchgeführt. Es unterscheidet sich hauptsächlich darin, dass die Klienten erst bei der Suche nach einer passenden Arbeitsstelle unterstützt werden und danach individuell auf die Stelle trainiert werden. In Deutschland eher üblich ist es, Klienten erst unspezifisch zu trainieren ( meist in den üblichen Softskills wie Arbeitsstherapie etx.. egal was der Klient an Fähigkeiten mitbringt) und ihn dann dem Arbeitsmarkt zu überlassen.
Hier will das IPS mit dem "first job-than train" ansetzen. Die individuellen Fähigkeiten sollen stärker beachtet werden und nur die wirklich fehlenden Fertigkeiten antrainiert werden.
Im Zuge unserer Ausbildung bedeutet das : ein höherer Focus auf den Ressourcen des Individuums unter Berücksichtigung der individuellen Wünsche, anstatt irgendetwas zu trainieren, was evtl bereits vorhanden ist oder noch nie vorhanden war.
Wie man hört, ich bin von dem System IPS recht angetan und sehr gespannt darauf, wie es in der Praxis umgesetzt werden. Sofern ich alles richtig verstanden habe, wird das System dieses Jahr erst neu in der Stadt Halmstad eingeführt... ich darf dann von Anfang an dabei sein.
Wer den Anfang nicht gelesen hat : Die Klienten sind Personen mit psychischer Beeinträchtigung. (People with mental illness)

... link (0 Kommentare)   ... comment